Aus Corona lernen für das Schuljahr 20/21

Langsam finden Schulen wieder zur (neuen) Normalität zurück – Schüler*innen kehren wieder in die Klassenzimmer zurück und Lehrkräfte opfern ihre Abende der Korrektur von Tests. Nach recht turbulenten Monaten, kehrt wieder ein wenig Ruhe ein. Atmen wir durch, genießen wir einige Augenblicke neuer Normalität bevor wir die Schultern lockern, die Arme strecken und uns bereit machen für den nächsten Sprint: die Vorbereitungen für das Schuljahr 2020/21.

Dazu hat die Friedrich Ebert Stiftung am 28. Mai eine Stellungnahme veröffentlicht, die Handlungsempfehlungen für Schulen skizziert. Zusammenfassend empfiehlt sie Schulen sich auf drei mögliche Szenarien vorzubereiten: Präsenzunterricht als Regelfall, Kombination von Präsenz- und Fernunterricht, Fernunterricht als Regelfall.

Was es dabei vor allem methodisch-didaktisch für Lehrkräfte zu beachten gilt, haben wir uns für euch näher angeschaut.

Grundsätze bildungsförderlichen Unterrichtens

Grundsätzlich wie gewohnt, gilt es guten Unterricht durchzuführen: Nett sein zu den Schüler*innen, zur Klasse sprechen und nicht zur Tafel, nicht über den Stecker vom Polylux zu fallen und am Abend vorher auf übermäßigen Knoblauchkonsum zu verzichten.

Im Ernst. Wir waren alle einst Schüler*innen gewesen. Erinnern wir uns zurück, was wir uns von unseren Lehrkräften gewünscht haben – bevor wir im Studium minutiöse Unterrichtsentwürfe mit ausführlichen Binnendifferenzierungsstrategien ausarbeiten mussten. Erinnern wir uns, nehmen wir uns selbst nicht zu wichtig, begleiten wir das Lernen statt zu lehren, hören wir den Schüler*innen zu und haben wir Spaß bei dem was wir tun. Und darüber hinaus, erinnern wir uns noch daran, dass es sich am besten an komplexen, lebensnahen Problemstellungen lernen lässt, die meist eine fachübergreifende Herangehensweise erfordern. Ermöglichen wir Zusammenarbeit, Austausch und Kollaboration. Holen wir qualitätsvolles Feedback ein.

Gerade im Hinblick auf den digitalen Fernunterricht, bietet es sich an Lernanlässe zu schaffen, die die digitalen Kompetenzen fördern: Recherche, Produktion, Kooperation und all das natürlich vor dem Hintergrund des sicheren Agierens.

Potenziale digital gestützter Lernarrangements reflektiert nutzen

Kommunizieren und Kooperieren, Produzieren und Präsentieren,… – all diese Schlagworte finden sich im Kompetenzrahmen „Kompetenzen in der digitalen Welt“ der KMK. Eine wunderbar gebündelte Übersicht für Lehrkräfte welche Kompetenzen die Schüler*innen für das digitale Überleben benötigen und welche aus diesem Grund besser häufiger auf dem Stoffverteilungsplan stehen sollten.

Aber wie bei allen Dingen im Leben: im richtigen Gleichgewicht.

„Zugleich zeichnen sich aber auch neue Chancen für die didaktisch-methodische Gestaltung von schulischen Lehr- und Lernprozessen ab. Es ist ein Digitalisierungsschub zu beobachten. Die Herausforderung ist hierbei, digital gestütztes Lernen und Lehren so auszugestalten, dass die Schüler_innen und ihre Lernprozesse – und nicht die Technologie – im Vordergrund stehen und die digitalen Möglichkeiten lernförderlich
eingesetzt werden.“ (Jungkamp et. al 2020, S. 26)

Digitale Bildung muss nicht digital stattfinden. In Zeiten des Fernunterrichts bietet es sich natürlich stärker an. Sächsische Schulen haben die vergangenen Monate häufig genutzt, um ein Lernmanagementsystem (lernsax, OpalSchule, Moodle,…) einzuführen. Diese Lernmanagementsysteme bilden die wichtigsten Elemente ab: Wir können kommunizieren (Chat, Forum, Mail,…), kooperieren (Blogs, Webseiten, Cloudbasierte Office-Anwendungen wie Onlyoffice,…), organisieren (Lerntagebücher anlegen, Aufgaben verteilen und Dateien ablegen),… Nun gilt es die Potenziale dieser mächtigen Werkzeuge zu nutzen für die Vorteile des digitalen Lernens: personalisiert und individualisiert, orts- und zeitunabhängig, abwechslungsreich,…

Dazu ist es wichtig, Lust und Neugier im Kollegium aufrechtzuerhalten, um mit Fortbildungen auf unsere spannende Zeit vorbereitet zu sein. Gerade im Bereich der Prävention, der Reflektion, der Ausgestaltung von Beziehungsarbeit und Kollaboration sowie die Anregung (einheitlicher) Unterstützung zur Selbstregulierung, besteht derzeit noch Raum zur vollen Potenzialentfaltung.

Selbstregulierungsfähigkeit von Schüler*innen unterstützen

Schüler*innen gehen fünf Tage die Woche in die Schule. Sie haben einen Stundenplan und die Lehrkraft sagt ihnen was sie wann wie zu tun haben. Bisher hatte das Thema Selbstorganisation oder Zeitmanagement wenig Relevanz.

In Zeiten des Fernunterrichts allerdings fällt genau das auf die Füße: Kinder sind unfähig ihren eigenen Tag zu planen. Hier müssen sich Schulen auf verbindliche Regeln einigen, die die Aufgabenvermittlung und -kontrolle für Schüler*innen vereinheitlichen. Es sollte diskutiert werden in welchem Umfang, auf welchem Weg, in welcher Art und Weise Aufgaben zu Hause zu erledigen sind und es muss die Kompetenzvermittlung zur Lernprozessgestaltung, Persönlichkeitsentwicklung, Kommunikation, zum Zeitmanagement angeregt werden. Von Wochenplänen, über Lernpatenschaften, regelmäßige Reflektionen von Lebenswelt und Lernverhalten, gibt es viele Ideen Kindern die Selbstorganisation nahezubringen.

Zusammenarbeiten

Ameisen tun es, Pinguine, Bienen – es gibt wenig Arten, die nicht den Sinn der Zusammenarbeit verstanden haben. Nehmen wir es uns also zu Herzen: Gemeinsam erreicht man mehr. Zwar ist der Lehrerberuf als Einzelkämpfer-Disziplin verschrien, muss es aber nicht sein. Im Team können Lehrkräfte neue Methoden, Apps und vor allem ihre Erfahrungen teilen, voneinander profitieren und (jetzt kommt das Beste) Zeit sparen! Gerade Mikrofortbildungen, also „schnelle“ Wissensweitergabe auf kurzem Wege innerhalb des Kollegiums, unterstützen eine unkomplizierte, maßgeschneiderte Fortbildung. Bei Mikrofortbildungen können eigene Erfahrungen thematisiert werden oder Kolleg*innen berichten von spannenden Webinaren, an denen sie teilgenommen haben.

Denn auch das ist noch eine Empfehlung der Friedrich Ebert Stiftung; Nicht nur schulintern zusammenzuarbeiten, sondern auch mit außerschulischen Bildungsanbietern. Vor allem den jungen, dynamischen, unparteiischen, mit mehrjähriger Erfahrung an Schulen *zwinkerzwinker* Am 30.06 geht es wieder los mit Webinaren von uns. #Eigenwerbung

Von gutem Unterricht, über digital angereicherten Unterricht, Selbstregulation und Zusammenarbeit – viele weitere Themen bleiben unsererseits an dieser Stelle unerwähnt. So hat sich die Friedrich Ebert Stiftung auch mit dem wichtigen Thema der Bildungsungleichheit auseinandergesetzt und Empfehlungen entwickelt. Es geht um Lehrpläne, Prüfungen, Hygiene- und Schutzmaßnahmen, u.v.m.

Ich meinerseits bin gespannt, wie Schulen die eigenen Corona-Fernunterricht-Erfahrungen nutzen, aus Fehlern lernen und Neues ausprobieren und entstehen lassen. 2019/20 war ein zaghafter Anfang, der uns von einem Virus aufgezwungen wurde. 2020/21 können wir unsere (digitalen) Erlebnisse reflektieren und unseren Weg hin zu mehr Schülernähe, Lebens- und Arbeitsweltbezug selbstbestimmt gehen – mal analog und mal digital. Nutzen Sie die Gelegenheit im Kollegium zusammenzukommen und die nächsten Handlungsschritte zu planen.

Weitere Informationen

Wir freuen uns auch in diesem Schuljahr noch unsere Erfahrungen zum digital angereicherten Lehren und Lernen zu teilen in unseren Webinaren:

  • „Apps und Methoden für das Unterrichten in geteilten Klassen – Vom Flipped Classroom zu Peer-Review“ und
  • „Digitale Impulse für die letzte Schulwoche“

Weitere Informationen zur kostenlosen Anmeldung finden Sie hier.

Weiterhin besteht in Sachsen die Möglichkeit in der ersten und fünften Ferienwoche eine Sommerschule durchzuführen. Informationen hierzu finden Sie im SMK-Blog. Gern stehen wir Ihnen auch hier hilfreich zur Seite:

  • Mit einer angeleiteten Reflexion von Schüler*innen über deren Erfahrungen mit der digitalen Endgeräten in Form eines Schülerworkshops zum Internetführerschein für die Kleinen und unserem Edu-Breakout „Mission Mobbing Mops und der Mobbingchat“ für die Größeren.
  • Mit digitalen und analogen Lehrerfortbildungen.

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