Grundlagen der Smartphone-Nutzung für Senioren

Ich habe mein Handy mal mitgebracht und auch die Betriebsanleitung (sie zieht ein klein gefaltetes Papier hervor voller Text in Schriftgröße 4 auf Deutsch | Englisch | Spanisch | Italienisch | Schwedisch | Japanisch) und dachte sie können mir vielleicht zeigen wie man das anmacht! - so wurden wir zu unserem ersten Workshoptag von einer sehr freundlichen älteren Dame begrüßt.

Seit Herbst sind wir regelmäßig im Johannstadthalle e.V. zu Gast und führen einen Smartphone-Kurs für Senioren und Seniorinnen durch. Und es ist uns ein wahres Vergnügen.

Die Silver Surfer

Viele Senioren und Seniorinnen besitzen mittlerweile ein Smartphone. Vor allem wird das Smartphone genutzt, um mit Verwandten und Bekannten in Kontakt zu bleiben. Fortgeschrittene Nutzer erfreuen ihre Enkel auch gern täglich mit bunten Animationen, in denen niedliche Tierbabys in grellen Farben nette Wünsche für den Tag/Monat/Jahr/festlichen Anlass  überbringen, ein Regenbogen im Hintergrund in schillernden Farben leuchtet untermalt von einer seichten Klaviermelodie. Viele Kinder, Enkel und mittlerweile schon Urenkel kennen die vergnüglichen Nachmittage, an denen sie ihren geliebten Großeltern Nachhilfe in der Smartphone-Nutzung geben.

Die Unsicherheit bei Senioren und Seniorinnen ist nämlich groß. Vielen fehlen die Grundlagen. Manchen auch die englischen Vokablen. Und Anderen ist die Schrift auf dem Smartphone einfach zu klein. Was ist ein Update?  Was sind das für Symbole in der oberen Menüleiste? Was sind Pop-Up Benachrichtigungen? Und was ist eigentlich dieses WLAN?

Das Smartphone kann für viele ältere Menschen echte Vorteile bringen. Sie können ihre Überweisungen online durchführen und müssen nicht erst zur Bank. Sie können ihre Medikamenteneinnahme mit Hilfe bestimmter Programme koordinieren, die Bahnverbindung heraussuchen, ihre Schritte zählen, u.v.m.

Themen der Veranstaltungen zur Smartphone-Nutzung von älteren Menschen

In den Kurs starteten die Teilnehmenden mit Fragen wie diesen:

  • Wie kann ich E-Mails verschicken?
  • Wie kann ich eine App installieren oder deinstallieren?
  • Wie bekomme ich Bilder vom Handy auf den Computer?
  • Wie kann ich Internet auf mein Handy bekommen?

Anhand ihrer Wünsche und Vorstellungen erarbeiteten wir dann verschiedene Grundlagenmodule, die sie in der Smartphone-Nutzung unterstützen sollen.

Der Kurs gliedert sich in folgende Themen:

  • Einstieg in die Smartphone-Nutzung (Betriebssysteme, Symbole, Einstellungen, Benachrichtigungen..)
  • Internetnutzung auf dem Smartphone
  • Kommunikation (Telefonieren, SMS, Email, Messenger)
  • Datenaustausch
  • Shoppen und bezahlen online

Der Fokus des Kurses liegt (wie altbacken ;)) immernoch auf dem Kommunizieren. Seien es SMS, Emails, Messenger Apps oder diese althergebrachte Funktion des Anrufens - es dreht sich alles um den Austausch mit Anderen. Dieser Nutzungsaspekt des Smartphone war für unsere Teilnehmenden der wichtigste und zeitlich auch am intensivsten behandelte Aspekt.

Fazit

In der Regel bieten wir Veranstaltungen für Eltern und Schulklassen an. Ab Klasse 5 hat fast jedes Kind ein Smartphone. Wir sprechen mit unseren Eltern über Jugendschutzeinstellungen, Gefahren, Cybermobbing, u.v.m. Die Schulklassen beschäftigen sich mit dem Personenkult auf Youtube, Datenschutz, "Mediensucht", Werbung, u.v.m. Wir setzen also Grundkenntnisse voraus.

Durch die Veranstaltungen mit den Senioren und Seniorinnen fällt uns dann einmal wirklich auf wie umfangreich diese Grundlagenkenntnisse eigentlich sein müssen. Wie viel Wissen wir voraussetzen. Einen Einblick wie grundlegend das Smartphone zur richtigen Nutzung erst einmal verstanden werden muss, gibt ein Ausschnitt aus unserer Präsentation zum Einstieg.

Die Pädagogen unter uns fragen sich natürlich gleichzeitig: Wo, wann und wie haben die Eltern und die Kinder diese Grundlagenkenntnisse erworben?

Gerade bei Kindern stellen wir leider immer wieder fest, dass sie zwar ein vollumfängliches Smartphone bekommen, aber keinerlei Einführung in die sichere Nutzung.  Natürlich lernt man viele Dinge auch intuitiv. Gerade das Ausprobieren macht viel Spaß und das Lernen an Fehlern hat einen hohen pädagogischen  Nutzen, dennoch... Wenn Kinder den Unterschied zwischen Browser und Suchmaschine nicht kennen, nicht wissen wie sie Phishing Mails, Pop-Ups oder Kettenbriefen von relevanten Inhalten unterscheiden sollen, birgt das ein gewisses Risiko.

Zum Glück kann man mit uns nicht nur im hohen Alter dazulernen, sondern dank unseres Internetführerscheins auch schon in Klasse 3 und 4 die grundlegenden Kenntnisse zur Nutzung des Internets erlernen.

Und am wichtigsten ist wohl noch die Erkenntis aus unserer ersten Veranstaltung "Passen Sie Ihr Telefon Ihrem Leben an!" (und nicht umgekehrt).

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