Neue Datenschutz-Bestimmungen bei Facebook

Angekündigt wurden die neuen Datenschutz-Regelungen bei Facebook bereits im November, ihr Inkrafttreten wurde jedoch aufgrund von kritischen Stimmen unter Datenschützern und genaueren Prüfungen um fast einen Monat verschoben. Morgen jedoch, am 30.01.2015, treten die neuen Bestimmungen in Kraft und Social Web macht Schule fast zusammen, worauf sich Facebook-Nutzer dann einlassen:

Neuer Bereich „Grundlagen zum Datenschutz“

Der neu geschaffene Bereich soll laut Facebook, die Nutzer besser darüber informieren, wie die Plattform funktioniert und welche Einstellungen sie treffen können. Er umfasst interaktive Anleitungen zur Beantwortung der am häufigsten gestellten Fragen darüber, wie Nutzer ihre Informationen auf Facebook kontrollieren können, um „Verantwortung für (ihr) Erlebnis auf Facebook zu übernehmen“, schreibt Facebook. Die eigentlichen Datenverwendungsrichtlinien wurden insgesamt aber eher verschlankt, urteilen Heise, SZ-Online und FAZ. Dies wird an den folgenden Punkten ersichtlich:

Auswertung des Surfverhaltens

Mit den neuen Datenschutz-Regenlungen wird das Surfverhalten der Nutzer noch stärker ausgewertet. Facebook verfolgt damit das Ziel, Werbeanzeigen zu personalisieren, auf den jeweiligen Nutzer zuzuschneiden und somit attraktiver für Vermarkter zu erscheinen.

Dass Facebook jede Menge über seine Nutzer weiß, ist nicht neu – allein die Profildaten und die Aktivitäten innerhalb der Plattform verraten viel über die Interessen der Nutzer. Künftig werden jedoch darüber hinaus Informationen über Internetseiten und Apps ausgewertet, die Nutzer außerhalb von Facebook benutzen oder besuchen. Ziel ist es letztendlich, die gesamte Internetbiografie des Nutzers zu erfassen. Ruft ein Nutzer beispielsweise häufig Internetseiten rund um die Thematik „Sport“ auf, ist es sehr wahrscheinlich, dass dieser auf Facebook vermehrt auf Anzeigen von Sportartikelherstellern stoßen wird.

Die Neuerungen ermöglichen auch ortsbasierte Werbeanzeigen, z.B. von Läden oder Restaurants in der Nähe – sofern der Nutzer Facebook seinen Aufenthaltsort durch Standortdaten mitteilt. Das kann durch das Posten von Aufenthaltsorten geschehen oder auch durch die Ortungsfunktion des Mobiltelefons, wenn diese aktiviert ist.

DER TAGESSPIEGEL resümiert dazu folgendermaßen: „Man kann ihn sich als sehr aufmerksamen Zeitgenossen vorstellen, den Beobachter, der Facebook-Nutzern ab Freitag durchs Internet folgt. Er notiert, was im virtuellen Einkaufskorb landet, welche Begriffe bei Google gesucht werden oder welche Websites besonders viel Aufmerksamkeit bekommen. Der Beobachter merkt sogar, wo man sich gerade aufhält. Abschütteln lässt er sich nicht.“

Ganz anders argumentiert Facebook: In einem neu geschaffenen Bereich soll der Nutzer mehr „Kontrolle“ über die Werbung bekommen, die angezeigt wird. Anzeigen können dort nach Relevanz bewertet und bestimmte Einstellungen verändert werden.

Wie viel Facebook insgesamt von einem Nutzer weiß, lässt sich jedenfalls bequem mit wenigen Klicks erfahren. Unter „Allgemeine Kontoeinstellungen“ lassen sich die Daten, die Facebook unter dem jeweiligen Account gesammelt hat, anfordern („Lade eine Kopie deiner Facebook-Daten herunter“).

The Art of Facebook

„The Art of Facebook“ von mkhmarketing (CC BY 2.0)

Neue Funktion: „Freunde in der Nähe“

Bisher stand diese Funktion nur in den USA zur Verfügung, gehen die Mutmaßungen von FOCUS-online jedoch in Erfüllung, dann wird sie mit den neuen Datenschutz-Bestimmungen bald auch in Deutschland eingeführt werden. Nutzer können dann festlegen, welche Freunde sehen können, wenn man sich in der Nähe dieser befindet.

Die neuen Bestimmungen treten wie immer automatisch in Kraft. Sie können nicht abgelehnt werden. Wer Facebook weiterhin nutzt, stimmt den Neuerungen zu.

Wer sich jedoch die Zeit nimmt, sich mit den Privatsphäre-Einstellungen und den neu geschaffenen Bereichen auseinanderzusetzen, bewahrt sich zumindest einen Teil der Kontrolle über die eigenen Daten. Es empfiehlt sich die Einstellung „niemand“ sowohl unter „Nutzung Name und Foto zu Werbezwecken auf Webseiten Dritter“ als auch in der Rubrik „Kombination Werbeanzeigen und Freunde“ zu tätigen. Beide sind über den Reiter „Einstellungen/Werbeanzeigen“ zu finden. Darüber hinaus können Ortungsdienste auf den Smartphones ausgeschalten werden, bei einigen sogar speziell für die Facebook-App.

Ansonsten gilt wie immer die Devise: Weniger ist oft mehr. Sparsamer Umgang mit Informationen über die eigene Person in sozialen Netzwerken ist immer noch der beste Schutz.

Quellen:
heise.de
sz-online.de
faz.net
netzdurchblick.de
focus.de
tagesspiegel.de
facebook.com

Der letzte Aufruf erfolgte jeweils am 28.01.2015.

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