Mit dem Smartphone lernen statt Handyverbot? Die Schule im Digitalen Zeitalter

Spätestens ab der 6. Klasse wird das Smartphone für die Mehrzahl der Schüler zum festen Bestandteil ihrer Lebenswelt. Dies sorgt zuweilen für große Verunsicherungen in deutschen Schulen, welche auf die Herausforderungen der Digitalisierung meist mit einem allgemeinen Handyverbot reagieren. Doch ist dies der richtige Weg und obendrein erlaubt? Welche Möglichkeiten haben Lehrer und wo liegen die Grenzen? Im Rahmen einer Lehrerweiterbildung an der 36. Oberschule in Dresden am 4. Mai lag das Interesse der Lehrerschaft unter anderem bei Fragen rund um den Smartphoneeinsatz im Schulkontext. Bevor wir über unsere Eindrücke und Ergebnisse aus der Lehrerfortbildung berichten, möchsten wir an dieser Stelle zunächst das Thema Smartphone in der Schule theoretisch aufgreifen.

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#leserbrief #handyverbot #ulbricht von Felix Schaumburg (CC BY-SA 2.0)

Viele Vorbehalte gegenüber Smartphones

Neben Argumenten wie Konzentrationsverlust, Ablenkung, Mobbing und Schummeln in Klausuren, wird im Schulkontext vor allem die durch Smartphones fehlende Erholungsphase der Schüler kontrovers diskutiert. Anstatt sich in der Pause zu erholen, tippen sie nur auf ihrem Smartphone herum und spielen, chatten, posten, liken was das Zeug hält. Sollten Lehrer dies unterbinden und die Schüler stattdessen mit einem Ball auf den Schulhof verweisen oder regelt sich die Smartphonenutzung von selbst? Kann man es überhaupt verbieten und ist dies von Nutzen? Oder führt ein schlichtes Verbot nicht vielmehr zu neuen Problemen?

Rechtliche Rahmenbedingungen

Die Regulierung der Handynutzung an deutschen Schulen unterliegt natürlich bestimmten rechtlichen Rahmenbedingungen, die an dieser Stelle mit Verweis auf die Internetseite irights.info natürlich nicht fehlen dürfen. Schulen können demnach nicht einfach nach Belieben eigene Regeln aufstellen, sie benötigen dafür eine gesetzliche Grundlage und müssen dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit folgen. Das jeweilige Schulgesetz der Länder stellt eine solche Grundlage, bleibt aber hinsichtlich der Handynutzung sehr allgemein. So können Schulen in einer Schulordnung festlegen, welche Maßnahmen sie vorsehen, um ihrer Aufgabe in der Erziehung und beim Unterricht zu erfüllen – und damit auch Regeln, die die Handybenutzung einschränken. Inwieweit es nun genau untersagt werden darf, das Handy zu benutzen und was bei Verstößen passiert, bleibt umstritten. Da ein allgemeines Handyverbot auf dem Schulgelände nämlich Grundrechte der Schüler wie freie Persönlichkeitsentfaltung und das Eigentumsrecht berühren kann, muss es verhältnismäßig sein. Auch die Rolle der Eltern, die ein zu berücksichtigendes Interesse daran haben können, ihre Kinder auf dem Handy erreichen zu können, spielt eine Rolle. Die Frage nach der Regulierung der Handynutzung an deutschen Schulen ist derzeit also keine eindeutige. Strengere Regelungen gibt es lediglich bei förmlichen Prüfungen. Dort kann einem Urteil des Verwaltungsgerichts Karlsruhe zufolge bereits das bloße Mitführen eines Handys als Täuschungsversuch gewertet werden.

Wichtige Helfer? Smartphones im Unterricht

Einen ganz anderen Weg hingehen gehen ausgewählte Schulen in NRW, die das Handyverbot abschaffen und die Smartphonenutzung mit dem Ziel mehr Medienkompetenz fest im Unterricht etablieren wollen. In Zusammenarbeit mit dem Learning Lab der Universität Duisburg – Essen haben die Pilotschulen ein gemeinsames Vorgehen bei der Einführung von Bring your own device (BYOD) geplant. Unter BYOD versteht man die Integration privater Endgeräte wie Tablets oder Smartphones in den Schulalltag. Die Projektpartner sehen den Einsatz von mobilen Geräten als Bereicherung und vor allem als Notwendigkeit an: „Unser Ansatz ist, wir müssen die Kinder so schulen, dass sie nicht in einem geschützten Umfeld aufwachsen und dann kommen sie raus und können damit nicht umgehen.“, betonte die stellvertretende Schulleiterin einer der beteiligten Schulen im Deutschlandfunk.
In einem regionalen Netzwerk werden die beteiligten Schulen Regelwerke und didaktische Konzepte erarbeiten und die gemeinsame Lehrerfortbildung planen. Es gibt viel zu tun: Unterrichtskonzepte müssen angepasst und Unsicherheiten geklärt werden.

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von phase6 News (CC BY 2.0)

Initiative ergreifen

Je nach Fach unterscheiden sich die Möglichkeiten des Smartphoneeinsatzes für Lehrer natürlich enorm, ein Patentrezept gibt es nicht. Dennoch lohnt es sich auch unserer Meinung nach über konkrete Möglichkeiten für den Smartphoneeinsatz im Unterricht nachzudenken, denn das Bildungspotential der kleinen Minicomputer wird gern unterschätzt. Gestalten Sie doch einfach mal eine virtuelle Schnitzeljagd mit Hilfe der App Actionbound (weitere Informationen auf den Seiten von pb21), arbeiten sie aktiv mit Vokabeln im Fremdsprachenunterricht mittels der Vokabelhilfen von PONS oder lassen Sie sich und den Schülern jeden Tag die „palabra del día“ oder das „mot du jour“ per PONS Sprachapp geben.

Möglichkeiten gibt es viele – ob nun Online-Quiz, Vokabeltrainer oder Videos per QR-Code in eine Stationsarbeit einbauen, wichtig ist nur zu wissen: Nicht alle Schüler haben eigene Endgeräte. Um diese nicht auszuschließen, können Sie auf Partnerarbeit oder Gruppenarbeit setzen. Smartphone-Inhalte sollten außerdem möglichst nur zusätzlicher und nicht obligatorischer Natur sein.

Liebe Leser: Haben Sie bereits Erfahrungen mit der Integration von Smartphones in den Unterricht gesammelt? Hinterlassen Sie uns einen Kommentar und berichten Sie uns von Ihren Erfahrungen, die anderen Lehrenden eine Hilfestellung sein können!

„Raus hier!“ Mobiles Lernen mit Actionbound – ein #pb21-HowTo from pb21 on Vimeo (CC BY 3.0)

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