Kinder und die Weiten des Internets

Unsere Praktikantin Luise hatte im November ihre erste Hospitation in einer Fortbildung für Lehrende einer Grundschule und hat ihre Eindrücke für euch aufgeschrieben.

von Luise Marschner

Trotz der schwierigen Phase der Ungewissheit in der aktuellen Corona-Pandemie haben wir uns dazu entschlossen, unsere Zielgruppen nicht im Stich zu lassen. Am 23.11.2020 besuchten Marcel, Sophia und ich die Grundschule am Rodelberg in Torgau und schafften mit den Lehrer*innen eine Brücke zwischen digitalen und analogen Medien. Unsere Zielstellung: geeignete Methoden sowie digitale Tools in den erschwerten Unterricht zu etablieren, um die ein oder andere Aufgabe der Lehrer*innen zu erleichtern.

Lehrerfortbildung GS am Rodelberg Social Web macht Schule

Teil 1: Präventionsarbeit

Wie nutze ich selbst die Medien?

Die Fortbildung für Lehrende startete mit einer kleinen Verzögerung, da die Anreise ein paar Überraschungen in Form von Straßensperrungen und Umleitungen mit sich brachte, jedoch konnten wir unseren Zeitplan durch die gute Mitarbeit der Lehrer*innen und der nicht zu langgezogenen Pausen gut einhalten. Schließlich begannen wir diese Fortbildung mit einer Methode, die wir so auch bei den Schüler*innen anwenden, um einen ersten Einblick in die Mediennutzung unserer Teilnehmenden zu erlangen: die Methode „Medienmensch“. Die Medien sprechen unsere unterschiedlichen menschlichen Sinne an und wir wollen herausfinden, was wir für Medienmenschen sind und was wir an den Medien gut bzw. schlecht finden. Dabei wurden den Körperteilen Kopf, Mund, Bauch, Herz und der Hand jeweils eine Frage zugeordnet, welche die Lehrer*innen innerhalb von zwei Minuten für sich beantworteten. Zunächst taten  sich einige Teilnehmende etwas schwer, sich auf diese Weise mit den Medien auseinanderzusetzen, jedoch wurden auch sie warm und setzten sich mit ihrem eigenen medialen Verhalten auseinander.

Medienmensch GS am Rodelberg Social Web macht Schule

Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen

Nach dieser Kennenlernrunde zielten wir auf den eigentlichen Knackpunkt der Fortbildung, nämlich der Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen heutzutage. Es ging uns dabei darum, dass wir den Lehrenden nahebringen, wie die Kinder die Medien nutzen und welche Auswirkungen diese Nutzung auf den Alltag der Kinder hat. Des Weiteren zeigten wir unseren Teilnehmern, wie sie das neue, vermittelte Wissen in ihrem Unterricht anwenden können, um den Kindern auf Augenhöhe zu begegnen. Denn der Zugang zu einem Smartphone hat sich für die heutige Generation frühzeitig entwickelt, so dass manche Kinder schon in der ersten Klasse ein Smartphone mit einem Zugang zur gesamten Welt in der Schultasche tragen. Das weiterführende Problem ist, dass die Kinder keine Anleitung zur Bedienung dieser Geräte bekommen und die Eltern nicht genügend Zeit und Energie investieren, um ihre Kinder altersgerecht durch die Weiten des Internets zu führen. Durch das Internet haben wir die Möglichkeit, alle zusammen als Mitgestalter dieser Welt zu fungieren, wobei dabei jedoch die Vorbildfunktion der Eltern in Frage gestellt wird, wenn sie ihre Kinder diese Weiten allein durchforsten lassen.

Wir leben in einer Welt von einem ständigen Vergleichsdruck unserer Identitäten auf Instagram, wobei Likes unsere digitale Währung verkörpern und wir uns nach Anerkennung sehnen, zum Preis unserer persönlichen Daten – der eine mehr, der andere weniger. Aber ist es pädagogisch denn wirklich wertvoll, sechs- bis zehn-jährige allein in diese Welt voller versteckter Gefahren zu lassen? Und genau an diesem Punkt setzen wir, gemeinsam mit den Lehrkräften an, um wenigstens in der Schule ein sicheres mediales Umfeld für die Kinder zu schaffen. 

Mediennutzung GS am Rodelberg Social Web macht Schule

Teil 2: Chancen digitaler Medien

Persönliche Teilnahme

Nach dieser Vorführung der Tatsachen besprachen wir gemeinsam Seiten, Suchmaschinen, Apps, Plattformen und Tipps sowie Materialien, welche die Lehrkräfte in ihrem Unterricht einsetzen können, um den Kindern einen altersgerechten Umgang im Netz innerhalb der Schule zu ermöglichen. Dennoch sind die Kinder mit ihrem Wissen rund um die Mediennutzung nicht zu unterschätzen. Sie sind bereits Experten auf dem ein oder anderen Gebiet, wobei sie sich gegenseitig unterstützen können und auch in Zusammenarbeit mit den Lehrer*innen den Unterricht spannender, lehrreicher für beide Seiten und vor allem sicherer gestalten können.

Am Ende ist es jedoch jeder Lehrkraft selbst überlassen inwiefern sie die medialen Möglichkeiten der kindsgerechten Umgangsweise in ihre Unterrichtsweise einbringt und ob sie sich ebenfalls mit den Bedenken und Sorgen der Kinder bezüglich IHRER Mediennutzung beschäftigt, um den Schüler*innen einen Vertrauensort zu bieten und sie in solchen Situationen zu unterstützen.  

Du möchtest Medienbildung in Sachsen und unser Projekt unterstützen?

Hier gehts zur Spendenseite

Schon kleine Beträge helfen uns.

Dir hat der Beitrag gefallen, dann teile ihn: