Welchen Einfluss Influencer*innen auf mich hatten

Blogbeitrag von Josephin Born

Influence me

Influencer*innen – sie setzen die Trends von heute und werden gerade für Kinder und Jugendliche immer mehr zum Maßstab. Sie werden ihrem Namen auf jeden Fall gerecht. Denn die Content Creator haben einen riesigen Einfluss auf das Verhalten vieler Teenager*innen. Wer will nicht makellos und perfekt aussehen? Denn genau dieses Ideal leben die Stars ihren Follower*innen vor.

Doch ist die Welt der Content Creator wirklich so perfekt, wie sie scheint?

Scrollt man durch den Feed, sieht man makellose Haut, definierte Körper und wunderschöne Gesichter. Alles wirkt wie aus dem Bilderbuch. Die Realität hinter der Gute-Laune-Maske bleibt uns aber verborgen. Für Jüngere wirkt alles sehr realistisch und so beginnen sie, sich mit ihren Idolen zu vergleichen. Das Problem dabei: Nur wenige zeigen sich auch mal in unschönen oder schwierigen Momenten.

Influencer*innen verzerren die Realität drastisch, wenn sie nach außen zeigen, dass sie scheinbar nie einen schlechten Tag haben. Denn auch ein Lächeln kann man heutzutage bearbeiten.

Es werden mittlerweile so viele Hilfsmittel genutzt, um sich im besten Licht zu präsentieren. Make-Up, Beautyfilter, schmeichelnde Posen…

Ich muss perfekt sein!

Und wenn man jeden Tag in den sozialen Medien mit perfekten Körpern und makellosen Gesichtern konfrontiert wird, fängt man selbst an, sich Posen anzueignen, Filter auszuprobieren und Bearbeitungsprogramme zu installieren. Viele rutschen dann in einen Perfektionismuswahn.

Auch mir ging es eine Zeit lang so. Kein Bild ging ohne eine genaue Analyse auf Suche nach möglichen Makeln auf meinem Instagramprofil online. Was könnten denn die anderen denken, wenn ich hier schief grinse oder mein Haar vom Wind verweht ist? Es ging nie um meine eigene Meinung, Bilder hochzuladen, weil sie mir persönlich gefallen, sondern immer nur darum, wie andere mich wahrnehmen sollten – nahezu perfekt!

So rutschte ich in die Spirale des Perfektionismus. Ich ging nicht zum Spazieren gehen vor die Tür. Ich ging raus, um ein Foto vom Spaziergang zu machen. Was spontan aussah, war das ganze Gegenteil davon. Eine Stunde stylen und 100 Fotos in allen möglichen Posen später, war dann eins dabei, was in meinen Augen für Instagram tauglich war. Oftmals war ich zwischendurch frustriert, weil ich nie meinen Ansprüchen gerecht wurde. Den Maßstab dafür, fand ich auf meiner „Für dich“-Seite.

Jedes Bild musste sich meinem kritischen Blick unterziehen. Ich verteilte mir also selbst Likes. Damit war der Prozess aber noch nicht abgeschlossen. Fotos mit Potential wurden noch nachträglich bearbeitet. Helligkeit, Kontrast, Schatten. 5 Stunden für einen Instagram-Beitrag, über den sich wahrscheinlich niemand so viele Gedanken macht, wie ich es tat.

Ich liebe das Fotografieren. Sehr sogar. Doch als die Bilder nie so geworden sind, wie ich es wollte, habe ich die Lust daran verloren. Meine Leidenschaft aufgegeben, weil ich mich von der Scheinwelt beeinflussen lassen habe?

Doch das war erst der Anfang. Als ich gemerkt habe, dass ich mit gutem Kamera-Equipment mir selbst nicht gerecht werden kann, mussten nun doch die Beautyfilter her. Ich konnte nicht mehr ohne. Glatte Haut, große Augen und schmale Nase. Ich mochte diese Version von mir. Nur so konnte ich meinen Ansprüchen gerecht werden. Für einen Moment. Denn in Wahrheit kratzte das ziemlich an meinem Selbstbewusstsein. Ich schaute nicht mehr gern in den Spiegel. Ich mochte die Realität nicht. Und wieder der Gedanke daran, wer sollte mich so schön finden?

Zurück in die Realität

Niemand! Niemand außer mir! Wir sollten aufhören, für andere attraktiv zu wirken. Ich muss mich in meiner Haut wohl fühlen und mir selbst gefallen. Und um das zu verstehen, hat es eine Weile gebraucht. Doch ich habe es verstanden und so konnte ich mich von dem enormen Druck, perfekt zu sein, lösen.  

Ich fing an, nichts mehr zu inszenieren. Spontane Fotos entstanden, die mich nicht mit einem verkrampften Lächeln zeigen, sondern mit einem ehrlichen Strahlen. Nach und nach fand ich zu mir zurück und nahm mir selbst den Zwang immer und überall gut auszusehen.

Was mir dabei geholfen hat, war es, immer wieder Aufnahmen von mir, zu allen Tageszeiten und Lebenslagen, zu machen. Ohne Filter und ohne Styling. Anfangs war das ungewohnt. So habe ich mich ziemlich lange nicht mehr gesehen.

Aber endlich konnte ich wieder ohne kritischen Blick und Zweifel in den Spiegel schauen.

Ich war befreit von dem Zwang perfekt zu sein, den viele haben, wenn sie tagtäglich auf Models, Influencer*innen oder Personen des öffentlichen Lebens stoßen, die mit sich selbst anscheinend nicht zufrieden sind und sich hinter Filtern und Bildbearbeitung verstecken.

Zeigt den Menschen da draußen, wer ihr wirklich seid und setzt euch nicht unter Druck, irgendjemanden gefallen zu wollen.

Ein erster Schritt ist es den ein oder anderen Influencer oder Influencerin aus dem Feed zu sortieren, um nicht ständig mit den unerreichbaren Schönheitsidealen konfrontiert zu werden.

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