#Polylux: Paula stellt sich vor.

Nach der Schule ist „Und wie geht’s jetzt weiter?“ die wohl nervigste Frage überhaupt für ehemalige Schüler*innen. Ich selbst wusste lange Zeit nicht, was ich machen will und bin besagter Frage lieber ausgewichen. Wieso Social Web macht Schule für mich deshalb wie gerufen kam und welche persönlichen Erfahrungen mich beeinflusst haben:

„Heute machen wir etwas mit Medien: Dafür hab‘ ich euch den Polylux mitgebracht.“

„Als ich in die achte Klasse kam, wurde meine Schule komplett saniert. Wir hatten dann interaktive Tafeln, Internetzugang, Bildschirme und Beamer in jedem Zimmer sowie ein großzügiges Computerkabinett. Also eine Schule, die medientechnisch auf dem neuesten Stand war. Trotzdem kann ich nach 4 Jahren Unterricht in einer eigentlich so fortschrittlichen Schule sagen, dass wir Schüler*innen nicht viel von dieser Technik mitbekommen haben.

Bei meiner Englischlehrerin zum Beispiel bedeutete geeigneter Medieneinsatz im Unterricht oder auch bei Referaten, dass wir Polyluxfolien vorbereiteten. Und obwohl das Zimmer, in dem wir Unterricht hatten, mit einer interaktiven Tafel, einem Bildschirm und einem Beamer ausgestattet war, kam sie zu jeder Stunde mit einer rollenden Kreidetafel zu uns.

Natürlich gab es auch Lehrer*innen, die versucht haben, die neue Technik mit in den Unterricht einzubinden, leider war die Grenze jedoch bei sehr schlecht formatierten Word-Dokumenten erreicht.

Mysterium Digitalisierung

Bei den meisten Lehrer*innen spürte man Angst und großen Respekt vor den neuen Geräten, was für eine Generation, die mit Smartphones, Computern und Tablets aufgewachsen ist, auf viel Unverständnis und Frustration gestoßen ist. Viele Lehrer*innen waren mit den simpelsten technischen Tricks zu begeistern. Allein die Verwendung von alternativen Präsentationssoftwares statt PowerPoint war beeindruckend. In der elften Klasse haben wir in einer Gruppenarbeit in Deutsch mal eine Szene aus Shakespeares Werk Hamlet verfilmt und zu einem kurzen Film zusammengeschnitten. Meine Lehrerin konnte nicht glauben, dass so etwas auch „normalen Menschen“ möglich ist und man dafür nicht Mitarbeiter*in bei den Universal Studios sein muss.

Diese paradoxe Situation in der Schule, zwischen den Lehrkräften, die lieber die Schüler*innen den Beamer anschalten lassen, und den Schüler*innen, die eigentlich den kompletten Alltag mit medialer Unterstützung bestreiten, hat mich vor allem nach dem Abitur noch viel beschäftigt. Ist die Welt des Internets und der modernen Technik für ältere Generationen wirklich so beängstigend?

Bin ich mit 18 schon alt?

Aber auch ich habe festgestellt, dass allein drei Jahre Altersunterschied enorm viel ausmachen. Meine jüngere Schwester hat vor ein paar Monaten mal einen Screenshot aus einer WhatsApp-Gruppe auf Instagram gepostet. Auf die Nachfrage, wer diese Leute denn seien, meinte sie nur: „Ach, kenn ich aus dem Internet.“ Dass bei mir natürlich die Alarmglocken geläutet haben hat sie nicht verstanden. Als sie mir irgendwann beim Abendbrot alles über den neuesten Youtube-Beef zwischen James Charles und Tati Westbrook erzählt hat, musste ich erstmal heimlich googlen, wer das überhaupt ist. Und obwohl ich das neue Mario-Kart-Spiel viel früher als sie heruntergeladen hatte, war sie drei Tage später sechs Level weiter als ich. Da fühle ich mich mit meinen 18 Jahren tatsächlich alt.

Die jüngere Generation muss sich gerade auch wegen der Angst der Älteren das Internet sowie den Umgang mit Medien eigentlich selbst beibringen. Dabei kommt jedoch der Hinweis auf mögliche Risiken und Gefahren oft zu kurz. Es braucht kompetente Leute, die versuchen, durch gezielte Schulung diese Lücke zwischen den Generationen zu schließen und die Chancen, die moderne Medien der Bildung bieten, aufzuzeigen.

Deshalb freue ich mich sehr, die Arbeit von Social Web macht Schule nach meinem Abitur für ein Jahr ehrenamtlich zu unterstützen. Und so vielleicht auch einen kleinen Teil beizutragen, dass Schüler*innen zukünftig nicht mehr mühselig versuchen müssen, die kaum zu erkennenden, aber klausurrelevanten Notizen abzuschreiben, die von einem uralten Polylux an die sonnige Wand geworfen werden, während die modernen Geräte langsam verstauben.“

Quelle: https://i.redd.it/cxd2tsgiqyb21.jpg

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