Kaffee, Kuchen und ein Perspektivwechsel

Let´s talk about…

„Was machst du eigentlich den ganzen Tag an dem Ding da?“ So (latent vorwurfsvoll) oder so ähnlich klingt es, wenn Mama oder Papa wissen wollen, was ihre Kinder  mit ihrem Smartphone machen. Mit den Eltern über die Nutzung des eigenen Smartphones quatschen? Wie uncool ist das denn?

Aber… Es geht auch anders – müssen jetzt auch einige Schüler*innen der Schule Lichtenau zugeben.

Am 05.11. 2019 ertönte der Startschuss für unser heißgeliebtes  „Mediencafé“. Dabei entsteht ein geschützter Raum für Kinder und ihre Eltern*1, sich einmal in Ruhe über die Nutzung digitaler Medien in der Familie auszutauschen.

Speed-Talking

Los ging das Mediencafé mit einem Tabubruch: statt nur 2 Stunden die Hände in den Schoß zu legen und sich mit Informationen berieseln zu lassen, waren Eltern, Lehrkräfte und Kinder gleich zu Beginn aufgefordert aktiv zu werden.

Beim Speed-Dating der Familien konnten schon einmal Erfahrungen zwischen Eltern und Kindern untereinander besprochen und ein Überblick gewonnen werden, wie digitale Medien in anderen Familien gelebt werden. Was dabei rauskam? „Den meisten geht es ja genauso wie mir“, meldete sich ein Vater zu Wort. Zustimmendes Gemurmel ging durch den Raum. Was er damit  meinte? Zu viel Fortnite, ständig Stress und Diskussionen und wenig Verständnis von beiden Seiten.

Was ebenfalls dabei rauskam (ohne dass es jemand bewusst gemerkt hat): die Eltern haben sich endlich getraut mit anderen Eltern über ihre Herausforderungen zu sprechen, sich auszutauschen und eigene Erfahrungen und Tipps zu teilen. Denn: wir als Expert*innen sind nur mal einen Abend da. Die Eltern untereinander sehen und hören sich wesentlich häufiger und können sehr voneinander profitieren, wenn sie in den Austausch treten und ihr Wissen teilen.

Eltern unter sich

In der 2. heißen Phase gab es dann eine Teilung im Programm. Eltern und Kinder wurde dabei die Möglichkeit gegeben, auch einmal getrennt voneinander zu agieren. Gerade bei Themen wie den richtigen Jugendschutzeinstellungen, dem Umgang mit Fortnite und Konsolenspielen oder der Veröffentlichung kritischen Materials in sozialen Netzwerken, ist oft eine Ohnmacht bei den Eltern zu spüren. In der individuellen Runde konnte den Erwachsenen Unterstützung angeboten werden. Natürlich hatten wir auch viel Infomaterial zum Mitnehmen dabei. Vor allem haben wir die Eltern dann mit dem „Mediennutzungsvertrag“ einen guten Impuls geben, um über Regeln im Umgang mit Medien gemeinsam in der Familie weiterzudiskutieren und sich vor allem auch der eigenen Wünsche und Grenzen klar zu werden.  

#Vertrauen

Wichtig ist bei all dem: Vertrauen.

Bei Kindern ab 12 Jahren sind Jugendschutzeinstellungen nicht mehr unbedingt zielführend. Zwar sollte man weiterhin den Download von Apps per Passwort sichern und In-App-Käufe deaktivieren, aber ansonsten heißt es in dieser Lebensphase der Kinder vor allem: Reden, reden, reden. Mit dem Eintritt ins Jugendalter und dem Beginn der Pubertät brauchen Kinder Eltern, die sie unterstützen, sie aber auch herausfordern, vor allem aber ernst nehmen.

Gerade bei der Nutzung vom Smartphone sind Überwachungssysteme wie Google Family Link nicht mehr zu empfehlen. Jugendliche brauchen Rückzugsräume, in denen sie sich entwickeln und austauschen können. 

Wie sieht eigentlich unser Alltag mit Medien aus?

Während die Eltern über „langweilige“ Systemeinstellungen diskutierten, haben die Kids einmal genau diesen Rückzugsraum bekommen. Sie überlegten reflektiert, wo die digitalen Medien in ihrem Alltag versteckt sind. Außerdem wurden Wünsche an die Eltern geäußert. Dabei hörten wir Trainerinnen nicht nur einmal „Na, Mama soll nicht den ganzen Tag an ihrem Handy sitzen und mir auch mal zuhören“ oder „Ja, die können ja auch mal mit uns ein Brettspiel oder so spielen“. 

Die wirklichen Vorbilder der Kinder

Aber sind solche Äußerungen wirklich so überraschend? Nein! Denn Kinder wollen genau das, was sie auch schon Generationen davor wollten. Gehört und gesehen werden, Anerkennung erfahren, Freundschaften schließen und das auch ohne den verschleierten Blick eines Snapchat-Filters! Letztlich wurden diese Wünsche an die Eltern weitergetragen und bieten für die unterschiedlichen Familien eine Anregung, am heimischen Abendbrottisch weiter darüber zu reden, wie alle respektvoll und gewinnbringend mit den digitalen Medien umgehen können.

Am Ende dürfen wir nicht vergessen – Kinder lernen von ihrer Eltern und auch Eltern können sich von ihren Kindern etwas abgucken.

*1 In einem etwas anderen Rahmen fand diese Veranstaltung schon einmal mit der Landeszentrale für politische Bildung statt. Hier findet ihr den Blogartikel dazu 

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