Influence me: Von veränderten Vorbildern, versteckter Werbung und Chancen für den Unterricht

Die Vorbilder der heutigen Jugend tummeln sich zunehmend weniger auf Fußballfeldern, Konzertbühnen oder den Kinoleinwänden, sondern viel mehr in den Sozialen Netzwerken wie Instagram, TikTok, YouTube oder Twitch. Mit kurzen Videos aus ihrem Alltag, Live-Streams und Posts aus dem Urlaub begeistern sie ihre Follower. Dabei bleibt für diese oft unbemerkt, was dahinter steckt: Marketing, Produktwerbungen und jede Menge Geld. Über die Gefahren, Vorteile und Einsatzmöglichkeiten von Social Media im Unterricht:

Influencer sind die Vorbilder der heutigen Generation. Aber welche Gefahren bringt der zunehmende Social Media Konsum mit sich, welche Chancen macht er aber gleichzeitig auf?

Gefahren & Problematiken der Influencer

Eine Studie aus dem Jahr 2017 zeigt, dass vor allem Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren Influencern eine besonders große Bedeutung zumessen: 36% informieren sich über Produkte vor dem Kauf auf YouTube, Instagram & Co. Die gleiche Altersgruppe misst zudem Online-Stars eine besondere Glaubwürdigkeit zu (41%). Produktplatzierungen, Werbung und Sponsorings zählen dabei zum Alltagsgeschäft dieser Influencer – aber besonders Kinder und Jugendlichen fällt es schwer, diese Werbeinhalte von den anderen Inhalten der „Stars“ zu unterscheiden. Oft mangelt es an der ausreichenden Kennzeichnung dieser Posts, manchmal werden sie auch einfach so geschickt gesetzt, dass sie übersehen werden. Deshalb sollten Kinder und Jugendliche über diese Problematik aufgeklärt werden und gemeinsam nach werbefreien, kindgerechten Inhalten gesucht werden.

Die sogenannten „Insights“ auf Instagram geben einen Einblick in die ganz persönliche Account-Statistik und dient Influencern dazu, ihre Zielgruppe noch genauer einschätzen zu können. Vor allem für Werbezwecke und Kooperationen eine wichtige Funktion.

Ein weiteres Problem ist die Authentizität von Persönlichkeiten im Internet. Es wird gezeigt und preisgegeben, was gezeigt werden möchte. Fotos werden in vorteilhaften Posen geschossen und anschließend noch bearbeitet. Was dabei rauskommt, hat wenig mit der Realität zu tun. Dass diese Verzerrung der Wirklichkeit einen gravierenden Einfluss auf das Selbstwertgefühl von jungen Menschen haben kann, ist vielen nicht bewusst. Insbesondere junge Mädchen vergleichen sich schnell, mit denen von ihnen abonnieren Stars und wollen dem über Social Media kommunizierten Rollenbild entsprechen: Reine Haut, schlanke Figur mit den Kurven an den richtigen Stellen und lange, gesunde Haare. Aber auch Jungs werden durch die Darstellung von durchtrainierten, gebräunten Männern beeinflusst.

Gefühlte Nähe

Die Jugendlichen fühlen sich durch die vermeintliche Interaktion mit ihren Vorbildern – hier ein Like, dort ein Kommentar – eher mit Influencern verbunden, als mit den früher verehrten Popstars oder Fernsehschönheiten. Influencer gehen auf ihre Follower ein, schreiben auch mal zurück oder beantworten Fragen. Sie sprechen die Sprache ihrer Fans, drehen Clips aus dem Kinderzimmer und sind vermeintlich ganz nah. Dabei wird der Wunsch, selbst dieses anscheinend perfekte Influencer-Leben zu führen, bei vielen Jugendlichen plötzlich sehr präsent. Nicht selten hört man inzwischen: „Berufswunsch Influencer“ von jungen Menschen. Das animiert viele dazu, selbst Bilder und Clips von sich online zu veröffentlichen und so tiefe Einblicke in ihre Privatsphäre zu geben. Ein Risiko für Datenschutz, Mobbing oder Belästigung. Hierbei hilft ein Gespräch mit den Eltern oder Lehrkräften, welche über Möglichkeiten des Datenschutzes mit beispielsweise einem privaten Profil aufklären.

Über Likes, Kommentare, Reaktionen und Direktnachrichten kann über Soziale Netzwerke kommuniziert werden. Oft schafft das eine vermeintliche Nähe zu den Stars, welche von Kindern und Jugendlichen falsch interpretiert wird. Umso größer dann die Enttäuschung, wenn auf eine Nachricht oder einen Kommentar nicht reagiert wird.

Chancen der sozialen Medien

Neben all den Gefahren und Nachteilen, die Social Media Plattformen auch mit sich bringen mögen, haben sie auch etwas Positives an sich. Kinder und Jugendliche haben das erkannt, weshalb soziale Medien schon einen festen Platz in der Lebensrealität junger Erwachsener eingenommen haben. Um Social Media nun auch ins Klassenzimmer zu holen, haben wir hier ein paar spannende Möglichkeiten, wie die Lieblingsplattformen der Kindern und Jugendlichen im Unterricht eingesetzt werden kann:

Instagram – inspirieren und inspirieren lassen

Unsere erste Aufgabe bezieht sich auf die beliebte Bild-Plattform Instagram, eine Plattform zum austauschen, kommunizieren und selbst verwirklichen. Mit dem Titel „Persönlichkeiten der Zeitgeschichte“ (Geschichte) oder „Romanhelden als Influencer“ (Deutsch) ist die Aufgabe sowohl auf das Fach Geschichte als auch auf Deutsch anwendbar. Es geht darum, sich eine dem Titel entsprechend passende Person auszusuchen und folgende Fragen zu beantworten: Wie würde sich die Person auf Instagram präsentieren? Mit welchen anderen Personen stünde sie in Kontakt? Wen würde die ausgewählte Person blockieren? Welche Kommentare würde die Person anderen schreiben? Welche Bilder würde die besagte Person veröffentlichen? Mit der Beantwortung eben jener Fragen erhalten die Schülerinnen und Schüler ein Verständnis der ausgewählten geschichtsträchtigen Person oder Romanfigur und lernen diese zu verstehen. Gegebenenfalls können sie so wichtige Handlungen besser nachvollziehen und diese in Bezug auf das Beziehungsgeflecht mit anderen Personen genauer erörtern. In jedem Falle werden die Schülerinnen und Schüler eine Menge Spaß haben und können ihrer Kreativität freien Lauf lassen.

TikTok – mehr als nur Tanzen

Wer TikTok hört, denkt vielleicht zuallererst ans Tanzen. TikTok-Tänze sind äußerst beliebt und die Faszination zum Zuschauen und Nachmachen wird auf der ganzen Welt geteilt. Doch TikTok ist für mehr als nur Tanzen gut – digitalen Aktivismus. Unsere nächste Aufgabe bezieht sich auf digitale Proteste und ist demnach im Fach Politik oder Gemeinschaftskunde einsetzbar. Die von YouTube Julien Bam ins Leben gerufene „Mach die Robbe“ – Challenge soll auf die traurige Robbenjagd aufmerksam machen und ist damit ein gutes Beispiel für den digitalen Protest. Die Schülerinnen und Schüler können auch nach weiteren Beispielen des digitalen Protests suchen und diese genaustens analysieren: Welche Themen sind häufig zu finden? Welche erzielen die höchste Aufmerksamkeit? Wie kann man digitale Aufmerksamkeit auf TikTok nutzen, um sich politisch zu engagieren? All diese spannenden Fragen könnt ihr gemeinsam im Unterricht beantworten und vielleicht läuft euch bei eurer Recherche etwas über den Weg, wofür ihr euch auch engagieren wollt.

Snapchat-Story – eine Alternative zum klassischen Referat

Diese Aufgabe lässt sich so gut wie in jedem Unterrichtsfach anwenden, solange die Schülerinnen und Schüler ein geeignetes Thema finden, welches in Form von Snaps aufbereitet werden soll. Snapchat ist bekannt für seine 10 Sekunden-Snaps, die nach einmal Ansehen wieder verschwinden. Auch die Storys, die man mit seinen Freunden teilen kann, sind nach 24 Stunden nicht mehr zu sehen, sondern wurden gelöscht. Für die Aufgabe des Storytellings benötigen die Schülerinnen und Schüler ein Thema, welches in 10 Sekunden-Snaps abgehandelt werden kann. Dazu kann ein Storyboard erstellt werden, in dem der gesprochene und geschriebene Text und die verwendeten Bild- und Tonmaterialien aufgelistet sind. Um das ganz auch benoten zu können, gibt es die Möglichkeit auf die sprachlichen Aspekte zu achten, was sowohl Sprechtempo, Verständlichkeit als auch die Rhetorik miteinbezieht. Die Schülerinnen und Schüler können sich bei der Emoji- oder Linsen-Nutzung austoben und sollten dabei auf ihre Bild- und Tonqualität achten. Außerdem ergibt sich hier die Möglichkeit das Thema Urheberrecht anzusprechen und mit der Klasse zu erörtern.

Beruf YouTube-Star?

Bei einer so großen, sozialen Video-Plattform, wie YouTube eine ist, bietet es sich an mit Schülerinnen und Schülern über den Beruf des YouTube-Stars zu diskutieren. Welcher Erwartungen haben Schülerinnen und Schüler an den Beruf? Wie stellen sie sich das Leben eines YouTube-Stars vor? Wie sieht der Alltag von professionellen YouTuber*innen wirklich aus? Welche Vor- und Nachteile könnte der Beruf mit sich bringen? All das sind spannenden Fragen, zu denen die Schülerinnen und Schüler sicher genug Gesprächsstoff haben. Also widmet euch dem Thema, erstellte kreative Collagen und stellt sie einander vor. Mal sehen, ob der/die eine oder anderer dann immer noch YouTube-Star werden will.

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