Unsere Arbeit an Förderschulen und das Recht auf (Medien-)Bildung

Verfasst von Tom Börner

Mit unseren Workshops in Schulen erreichen wir pro Schuljahr mehrere tausend Schülerinnen und Schüler. Mit Präventionsthemen wie Cybermobbing, Datenschutz, Fake News, Gaming und Diskriminierung, Mediensucht und die Darstellung von Influencern begegnen den Lernenden, aber auch Eltern, Lehrkräften und weitere Multiplikatoren wichtigen Problemstellungen im digitalen Alltag. In ganz Sachsen besuchen wir regelmäßig Gymnasien, Oberschulen und Grundschulen. Dabei nutzen wir individualisierte Workshop-Konzepte und vielfältige Methoden, um den Teilnehmenden im Rahmen eines Projekttages oder mehrtägigen Veranstaltungen die Hürden der digitalen Welt aufzuzeigen und ihr Bewusstsein dafür zu schärfen. Alle Schülerinnen und Schüler, Lehrpersonen, Eltern und weitere Multiplikatoren wie beispielsweise Schulsozialarbeiter*innen möchten wir mit unserer präventiven Arbeit erreichen. Kinder und Jugendliche mit einem sonderpädagogischen Förderbedarf werden an Förderschulen auf das selbstständige Leben in einer Gemeinschaft sowie auf die zukünftige berufliche Tätigkeit vorbereitet. Doch ähnlich wie bei anderen Schulformen lässt der Lehrplan wenig Raum für Medienkompetenz sowie unsere wichtigen Präventionsthemen.

Auch die Lernenden an Förderschuleinrichtungen haben ein Recht auf Medienbildung. In der Vergangenheit konnten wir dies jedoch leider nicht entsprechend unseren Vorstellungen und Ansprüchen an uns selbst abbilden – bis jetzt.

Warum Medienbildung wichtig ist, hat uns die Corona-Pandemie noch einmal deutlich gezeigt. Doch welche Herausforderungen und Potenziale ergeben sich durch unsere Zusammenarbeit mit Förderschulen?

Unsere Zusammenarbeit mit Förderschulen

In Grund- und Oberschulen sammelten wir in der Vergangenheit bereits erste Erfahrungen mit einzelnen Schülerinnen und Schülern mit unterschiedlichen Förderschwerpunkten. Durch Unterstützung der Lehrkräfte, individuellen Workshopkonzepten und Vorbereitungen der Trainerinnen und Trainer konnten wir die Inhalte differenziert und methodisch umsetzen.

Bereits 2021 schulten wir Multiplikatoren an verschiedenen Einrichtungen. An der Lindenschule Bautzen, eine Schule mit dem Förderschwerpunkt geistige Entwicklung, begleiteten wir die Lehrkräfte bei den Herausforderungen zu dem medialen Umgang der Kinder.

An der Förderschule Kleinwachau gestalteten wir einen Elternabend, in dem wir unsere Inhalte präsentierten und die Teilnehmenden ihre Fragen rund um das Thema Medienkompetenz stellen konnten. Gemeinsam mit den Lehrkräften dieser Schule führten wir einen medienpädagogischen Tag durch, bei dem Themen wie die Veränderung der Gesellschaft durch digitale Medien, deren Einfluss auf die Institution Schule und das Bildungssystem, Kompetenzen für Schüler*innen sowie Lehrpersonen und vieles mehr problematisiert wurden.

Mit dem Förderzentrum Coswig „Peter Rosegger“ gestalteten wir Anfang 2022 für zwei Klassen der Klassenstufe 7 jeweils einen Präventionstag zum Thema Cybermobbing. An dem Förderzentrum „A. S. Makarenko“ in Pieschen, eine Schule zur Lernförderung, führten wir das beliebte Workshop-Konzept rund um den Internetführerschein in der Klassenstufe 4 durch. In allen drei Klassen begegneten uns die Förderschwerpunkte Lernen sowie soziale und emotionale Entwicklung.

Zukünftig werden wir an der Förderschule Großenhain, Förderschwerpunkt Lernen, und der Schule „Am Sachsenring“ Hohenstein-Ernstthal, ein Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt Lernen, weitere Veranstaltungen mit Schulklassen durchführen.

Herausforderungen

Für die Gestaltung der Workshops konnten wir auf bestehende Konzepte zurückgreifen. Dennoch haben wir thematische, visuelle und methodische Anpassung vorgenommen, um das Lernerlebnis der Schülerinnen und Schüler zu optimieren und eine angenehme Lernumgebung zu schaffen. Um die Konzentration und Motivation der Lernenden angemessen zu nutzen, kürzten wir das Workshopformat zeitlich und fokussierten uns auf wichtige Basisthemen. Präsentationen, Arbeitsblätter und weitere Lernmaterialen visualisierten wir weitestgehend, um den Textanteil möglichst gering zu halten sowie leichtere Sprache zu verwenden. Dies bedeutete einen zusätzlichen Aufwand für die Workshop-Vorbereitung, war jedoch essenziell für die Nachhaltigkeit des Workshops. Nicht nur in der materiellen, methodischen und thematischen Vorbereitung stellten wir uns, in Absprache mit den Lehrkräften, auf die unterschiedlichen Herausforderungen ein. Die Trainerinnen und Trainer nutzen direkte, leichte Sprache und formulierten prägnante Aufgabenstellungen während des Workshops und begegneten den Lernenden stets auf Augenhöhe.

Potenziale

Durch die Workshops an Förderschulen erreichen wir eine Zielgruppe, die einen schweren Stand in der Gesellschaft hat. „Abstellgleis“, „Rand der Gesellschaft“ und weitere bösartige Beschreibungen fallen häufig im Zusammenhang mit Institutionen dieser Schulform. Die Schülerinnen und Schüler haben das gleiche Recht auf Bildung wie alle anderen und unterscheiden sich nicht von Kindern und Jugendlichen im gleichen Alter. Sie benötigen lediglich einen anderen Rahmen der Schulbildung und differenziertere Lernangebote. Doch die Internetnutzung, deren Gefahren, aber auch Potenziale kennt keine Schulform, kein Alter oder Geschlecht. Wir erreichten und erreichen eine Zielgruppe, die von der Gesellschaft teilweise vergessen wird und für die es wenige bis gar keine Angebote speziell für Medienbildung gibt. In diese Lücke treten wir als Social Web macht Schule. Wir werden weiterhin mit unseren Angeboten, bisherigen Erfahrungen und dem dauerhaften Tatendrang, dass sich Menschen jeden Alters verantwortungsvoll und selbstbestimmt im digitalen Netz bewegen können, Chancen erkennen und in den Austausch kommen, weitermachen.

Es gibt noch viele weitere Anknüpfungspunkte, an denen wir gemeinsam mit Förderschulen weiterarbeiten können und werden. Unsere Mission, die Medienbildung und -kompetenz in die Schulen und darüber hinaus hineinzutragen, geht weiter und wir blicken bereits gespannt auf die kommende Zeit mit großartigen Momenten, Herausforderungen und faszinierenden Projekten.

Die Arbeit an und mit Förderschulen stellte uns vor Herausforderungen, die uns mit der Zusammenarbeit an anderen Schulformen in diesem Sinne noch nicht begegnet sind. Wir sind uns der verantwortungsvollen Aufgabe bewusst, werden weiterhin daran arbeiten und uns weiterbilden, um allen Schülerinnen und Schülern die Chance auf Medienbildung zu geben.

Denn das ist ihr gutes Recht. Und unser Anspruch bei Social Web macht Schule.

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