Die kleinen Spione in der Hosentasche – EduBreakout

Unsere Praktikantin Luise hatte im Oktober ihre erste Hospitation in einem Workshop mit einer 7. Klasse und hat ihre Eindrücke für euch aufgeschrieben.

von Luise Marschner

Was ist ein „EduBreakout“?

Dieser Workshop beschäftigt sich mit einer stets präsenten Problematik, welche viele nicht ansprechen wollen, weil man selbst nicht in die Position des Betroffenen geraten möchte – was jedoch schneller passieren kann als man denkt. Die Rede ist von der gezielten Erniedrigung einer oder mehrerer Personen im Internet – Cybermobbing. Es fängt mit der Kleidung an, wenn man nicht die neusten Sachen hat, nicht der gleichen Meinung ist wie die meisten, sich äußerlich und innerlich stark differenziert vom Rest seiner Umgebung. Viele sehen das als Angriffsfläche und greifen diese entweder bewusst unter ihrem Namen an oder nutzen dafür den Vorteil der Anonymität im Internet.

EduBreakout Humboldt Gymnasium Dresden
EduBreakout Humboldt-Gymnasium Radeberg

Ich bin Luise und war im Humboldt-Gymnasium in Radeberg das erste Mal als begleitende Hospitantin bei dem EduBreakout-Workshop dabei und habe miterlebt, wie Sophia und Victoria von Social Web macht Schule die Kinder mit den vielfältigen Methoden der Medienaufklärung in ihren Bann zogen.

Zunächst wurden die Kinder gefragt, was denn ihre genauen Erwartungen an diesen Tag wären – und das in Form von Hashtags, wobei die Kinder ganz kreativ wurden. Sie haben alle ihre spontanen Ideen zum Thema Soziale Medien in einen Hashtag verwandelt und somit einen kleinen Einblick in die darauffolgenden produktiven Stunden bekommen.

Humboldt-Gymnasium Radeberg Social Web macht Schule
Social Web macht Schule in einem Workshop mit einer 7. Klasse am Humboldt-Gymnasium Radeberg

Die wohl wichtigste Aufgabe war es, die jungen Mediennutzer auf die Gefahren der kleinen Spione in ihren Taschen hinzuweisen und aufzuklären, da sie schon in den Pausen auf ihren Handys tippten, als gäbe es kein Morgen mehr. Die 12-13 Jährigen waren total überrascht, wie wenig Privatsphäre sie tatsächlich haben und welche versteckten Tricks die jeweiligen Apps mit sich bringen, um an die ganz persönlichen Daten von jedem von uns zu gelangen, zu verbreiten und im äußersten Falle gegen uns zu verwenden.

Die Rätselstunde

Der Kern des Tages bestand aus dem tatsächlichen EduBreakout in Form von verschiedenen Rätseln, wobei die Kinder selbst die Definition von Cybermobbing sowie die verschiedenen Handlungsschritte eines Täters im Internet erarbeiten, verinnerlichten und nebenbei miteinander über die Auswirkungen digitaler Beleidigungen diskutierten. Während dieser 60 Minuten Gruppenarbeit konnte ich beobachten, wie die Kinder sich so in die Rätsel und die gemeinsamen Arbeiten hineinknieten.  Jeder Einzelne hatte den Willen, sich an den Aufgaben zu beteiligen und an die Lösung der einzelnen Rätsel zu gelangen um als erste Gruppe die Schatztruhe mit kleinen Überraschungen öffnen zu können.

Schatzkiste unseres EduBreakout
Schatzkiste unseres EduBreakout

Workshop mit Appell

Zum Schluss wurde noch eine Runde Kahoot gespielt, ein digitales Quiz, wobei die Kinder selbst Fragen aufgestellt haben bezüglich Themenfeldern, die zuvor besprochen wurden. Dies reflektierte ihre Begeisterung und ihre Aufmerksamkeit gegenüber des Workshops, da die meisten alle Fragen richtig beantworten konnten. Die Schüler*innen haben zum Ende hin ein insgesamt sehr gutes Feedback gegeben, wobei sie ihre große Freude aber auch gleichzeitig ihre resultierende Sorge, welche der Tag bewirkte, uns mitteilten. Auch die Eltern waren überrascht von der Wirkung unseres Workshops auf die Kinder. Sie berichteten, dass ihre Kinder teilweise direkt nach unserem Workshop zu ihnen gekommen sind und sich gemeinsam die AGB’s mancher Apps durchgelesen und das ein oder andere überdacht haben, um sich selbst besser zu schützen.

Datenschutz Humboldt-Gymnasium Radeberg
Das Thema Datenschutz kam im Workshop auch nicht zu kurz

Es gab jedoch von Seiten der Kinder als auch von Seiten der Eltern Wünsche bezüglich der Mediennutzung: die Kinder fordern mehr Freiheit und Privatsphäre in ihrer Nutzung, ohne dass die Eltern alles kontrollieren, was sie in den Weiten des Internets vollziehen. Die Eltern auf der anderen Seite trauen diesen besagten Weiten des Internets noch nicht zu 100%, weswegen sie sich die Internetnutzung ihrer Kinder gerne vor Augen halten und gewisse Grenzen als Standard setzen.

Was lehrt uns der Workshop?

Besonders wichtig ist es nicht alleine zu sein. Ein einzelner hat gegen den Täter eine geringere Chance auf Veränderung als eine ganze Klasse. Niemand sollte zusehen, wie jemand nur für seine Interessen oder anderweitige Sachen benachteiligt, beleidigt oder ausgeschlossen wird. Viele junge Internetnutzer fühlen sich selbstbewusster und stärker, wenn sie auf die Minderheiten einreden, ohne dabei die Wirkung ihrer Taten zu hinterfragen: Wie kommt das bei dem Betroffenen an? Welche Emotionen löse ich mit meinen Worten bei meinem Gegenüber aus?

Wenn sich jeder diese Fragen im Kopf behält und abruft, bevor er etwas im Internet veröffentlicht, was sofort abgespeichert wird, würde man einigen sehr viel Leid und Kummer ersparen. Deswegen ist es auch von besonderer Bedeutung diese Art von modernen Problemen anzusprechen und nicht die Augen davor zu verschließen.

Letzten Endes können wir nichts weiter tun, als uns den immer verändernden Strömen der medialen Interaktivität heranzutasten, auszuprobieren, versuchen zu verstehen und gemeinsam an einem sicheren Umgang im Internet zu arbeiten. Damit können wir nicht nur uns sondern auch den künftigen Generationen ein Umfeld bieten, was sich nicht von großer Unsicherheit, Scheu und Abneigung z eugt – sondern Mut, neue Herangehensweisen und Normalität charakterisiert.

Wünscher der Schüler*innen an die Mediennutzung der Eltern
Wünsche der Schüler*innen an die Mediennutzung der Eltern

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