„standen die Schüler […] auf und fingen an laut zu klatschen“ – Unsere Trainer blicken zurück

In unserem Projekt ist im vergangenen Schuljahr viel passiert – von neuen Konzepten über den Start unseres Kummerkastens oder erhellende Momente im Gespräch mit der Polizei.

Letztendlich hauchen vier ganz besondere Personen dem Projekt Leben ein: die Trainer. Antonia, Eugenia, Marlene und Jeanette stehen früh auf, nehmen lange Wege auf sich und müssen sich mit jeder Schule auf neue Schüler, neue Lehrer und neue Herausforderungen einstellen. Mein herzlichstes Dankeschön an das Engagement, die Nerven und die Hingabe unserer vier Mädels!

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Finde die Trainerin – Antonia an der August Bebel Oberschule Zschopau

Diesmal kommen sie zu Wort. „Was war die größte Herausforderung im vergangenen Schuljahr und welches das schönste Erlebnis?“, habe ich sie gefragt. Lest selbst:

Antonia:

„An der August-Bebel-Oberschule Zschopau erlebte ich meinen schönsten und schrecklichsten Moment im Schuljahr 2014/15. Als ich das erste Mal an der Schule war, kam ich leider viel zu spät. Ein kaputtes Navi, ein leerer Smartphoneakku und fehlende Umleitungsschilder sorgten für eine abenteuerliche Fahrt, die kein Ende nehmen wollte. Verzweifelt fuhr ich durch verlassene Waldstraßen und suchte den Weg nach Zschopau. Obwohl ich in Dresden extra zeitig losgefahren bin, musste ich mit dem Elternabend 15 Minuten später beginnen. Das war mir gegenüber den Lehrern und Eltern sehr unangenehm. Für die große Geduld, die die wartenden Eltern für mich aufbrachten, möchte ich mich herzlich bedanken.

Feedback aus Zschopau
Feedback aus Zschopau

Drei Monate später durfte ich den zweitägigen Schülerworkshop in Zschopau halten. Als ich mit dem Unterricht fertig war und mich von den Schülern verabschiedet hatte, standen die Schüler ohne die Aufforderung des Lehrers auf und fingen an laut zu klatschen. Dieser Moment hat mir mal wieder gezeigt, warum ich Trainerin bei Social Web macht Schule geworden bin.“

Marlene

„Denke ich an mein anstrengendes Erlebnis im vergangenen Schuljahr, so kommt mir das Regenbogengymnasium in Augustusburg in den Sinn. Am 2. Juni machte ich mich auf den Weg, um ca. 30 Eltern aufzuklären, jedoch entschied ich mich fataler Weise dafür, dem Navigationssystem über die Landstraße zu folgen anstatt meinen ursprünglich geplanten Weg über die Autobahn zu nehmen. Bis kurz vor Augustusburg lief alles super, ich genoss die schöne Landschaft und lag, da ich überpünktlich in Dresden losgefahren war, mehr als gut in der Zeit. Eine Straßensperrung machte mir dann jedoch einen Strich durch die Rechnung und es folgte eine abenteuerliche Irrfahrt durchs Augustusburger Land. Nachdem ich schon einige Minuten zu spät war, folgte ich der Anweisung freundlicher Anwohner und fand über unbefestigte Schleichwege endlich den richtigen Weg. Endlich angekommen, nahm das Übel aber weiterhin seinen Lauf, denn ich zog mir in der ganzen Hektik eine tiefe Schnittwunde am Finger zu, die ziemlich blutete. Nachdem mich Frau Mann, die Schulleiterin, provisorisch verarztete, trat ich völlig abgehetzt vor die erwartungsvoll dreinblickenden Eltern und Lehrer, die bereits 20 Minuten auf mich warten mussten. Irgendwie schaffte ich es jedoch mich zu sammeln, alle noch vorhandenen Kräfte zu bündeln und einen guten Vortrag zu halten, der den Erwartungen der Anwesenden gerecht wurde und für das Warten entschädigte. Im nachhinein finde ich es zwar immer noch schade, dass der Elternabend nicht optimal gelaufen ist, aber manchmal kann man gewisse Störfaktoren eben nicht beeinflussen. Danke an die Schulleitung, die diesbezüglich Verständnis zeigte! Für mich persönlich war der Abend eine Grenzerfahrung, aus der ich mit Sicherheit einiges gelernt habe.

Plakaterstellung Augustusburg
Plakaterstellung Augustusburg

Das schönste Erlebnis lässt sich hingegen nicht so einfach bestimmen.

Vermutlich liegt es daran, dass es für mich die stetigen kleinen Freuden sind, die meine Tätigkeit im Projekt versüßen, z.B. das Sichten der Feedback-Bögen, die nicht selten mit witzigen oder herzergreifenden Kommentaren gefüllt werden, Schüler und Schülerinnen, die unsere Talkshow-Methode mit grandiosen Schauspielambitionen bereichern oder Schüler, die trotz geringer Deutschkenntnisse aktiv mitarbeiten und bei der Plakatvorstellung mehr Mut beweisen als ihre Mitschüler ohne Migrationshintergrund.

Jede Klasse, jeder Workshop ist einzigartig und irgendwie ist es immer wieder ein besonderes und spannendes Erlebnis, sich auf die jeweils neue Situation einzulassen.“

Jeanette

„Wenn ich an das letzte Jahr Social Web mach Schule zurückdenke, dann fällt mir vor allem auf, welche Entwicklung das Projekt vollzogen hat. Zwischen meinem ersten Workshop und heute hat sich einiges getan: jedes Mal, wenn ich eine Klasse verlasse, habe ich das Gefühl, voranzukommen und Ideen zu haben, die den Workshop weiter verbessern. Ich erinnere mich an einen sehr erfolgreichen Schülerworkshop den ich nach der kompletten Überarbeitung des Konzeptes leitete – unsere Ideen gingen auf, den Schülern machte es Spaß und das gemeinsame Arbeiten viel leichter. Das motiviert!
Ansonsten sind es sicherlich die kleinen Momente, die Freude bringen: wenn sich ein sonst stiller Schüler sehr aktiv in den Projekttagen zeigt, in der Gruppenarbeit wirklich ernsthaft über die Gefühle eines Mobbingopfers diskutiert wird oder die Schüler in der Pause zum Quatschen an meinen Tisch kommen. Das Wichtigste für mich ist es, die Schüler zu erreichen. Wenn das klappt, dann läuft der ganze Workshop bedeutend flüssiger; wenn nicht, überlegen wir uns im Team, was wir noch besser machen könne. So entwickeln und treiben wir unser Konzept ständig voran.
Das nächste Jahr SWmS wird sicherlich genau so ereignisreich, wie das letzte!“

Eugenia

„Mein zweifellos anstrengendstes Erlebnis bei SWmS war der Workshop in Frankenberg im Februar. Bei dem ersten Workshop, den ich alleine durchgeführt habe, haben mir die Rahmenbedingungen das Leben erschwert. Denn genau an den zwei Tagen, an denen wir unterwegs waren, sanken die Temperaturen auf -5 und -10° C und es hat geschneit, geschneit und noch mehr geschneit. Das bedeutet: noch bevor der Workshop losging, musste ich mich mit dem Auto durch Schneeberge und Glatteis kämpfen. Dennoch habe ich den Workshop (und den dazugehörigen Elternabend) erfolgreich hinter mich gebracht. Als ich dann nach dem Elternabend in pechschwarzer Nacht, über enge und vereiste Straßen durch Nebel fuhr, habe ich mich kurzzeitig gefragt, ob ich den nächsten Tag noch sehen würde. Wie man sieht, bin ich sicher in Dresden angekommen, und bin auch unglaublich stolz auf mich. Jetzt macht mir kein Wetter mehr Angst!

Doch selbst dieses einschneidende Erlebnis kann meine Erfolgsmomente im Projekt nicht überschatten.

Feedback an Eugenia in Zschopau
Feedback an Eugenia in Zschopau

Einer davon war in Zschopau: Am zweiten Workshop-Tag ist leider die Klassenlehrerin meiner Klasse ausgefallen. Obwohl Vertretungslehrer anwesend waren, gestaltete sich der Tag herausfordernd. Mir sind zwei eher zurückhaltende Schülerinnen aufgefallen, die ich schlecht einschätzen konnte. Leider hatte ich keine Zeit mich verstärkt um sie zu kümmern. Deswegen war ich etwas besorgt, als sie nach dem Abschluss des Workshops, nachdem die meisten anderen Schüler schon aus der Klasse verschwunden waren, noch einmal zu mir kamen. Umso überraschter war ich, als sie sich bei mir für den Workshop bedankten, mir erzählten, wie sehr ihnen die zwei Tage gefallen hatten und uns einluden, wiederzukommen. Das Grinsen war an dem Tag nicht mehr aus meinem Gesicht wegzudenken.“

 

 

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